Die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Regel-Lehrpersonen ist für die Lehrpersonen der Teilintegrationsklassen TIK von elementarer Bedeutung.

22.08.2024
Teilintegrationsklassen
Den anspruchsvollen Schulalltag gemeinsam meistern
Das Gemeinsame, sagt sie, sei das A und O im beruflichen Kontext. Die Lehrpersonen untereinander, aber auch, wie die Klasse zusammen unterwegs sei, sei von elementarer Bedeutung. Luzia Ott muss es wissen: Seit 2016 unterrichtet sie im Regelschulhaus im Lee in Zürich als TIK-Klassenlehrperson, zusammen mit ihrer Team-Kollegin Jeannette Meier. Die Schülerinnen und Schüler werden in dieser Schulform von der 1. - 6. Klasse in einem Regelschulhaus unterrichtet und nehmen nach ihren individuellen Möglichkeiten an einzelnen Lektionen in den Regelklassen teil. Wichtig sei, sagt Luzia Ott, dass die Kinder gerne zur Schule gehen und sich wohl fühlen. «Speziell für Kinder mit einer Hörbeeinträchtigung braucht es einen Ort, wo sie gehört und verstanden werden und sich mit gleichaltrigen schwerhörigen Kindern austauschen können,» betont sie. «Sie sollen Zeit und Raum erhalten, um formulieren zu können, was sie beschäftigt.» Und sie fügt an: «Für unsere Schülerinnen und Schüler mit ihren speziellen Bedürfnissen ist es wichtig, ihnen diese Zeit zur Verfügung stellen zu können.» In der Regelschule ist dies herausfordernder, weil die Kommunikation unter Gleichaltrigen schneller ist. Dafür haben sie dort die Möglichkeit, Teil einer grossen Klasse zu sein und regelmässig Kontakt mit gleichaltrigen hörenden Kindern zu knüpfen. Organisatorisch ist das (Schul-)Modell TIK eine tägliche Herausforderung: Informationen zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Ansprechpersonen, den Schultransport organisieren oder absagen, planen und umplanen, nichts vergessen allen mitzuteilen. Denn: Jedes Kind hat ein eigenes Programm und in jeder Regelklasse läuft wieder anderes. Das ist Management pur!
Gute Zusammenarbeit ist wichtig
Die gute Zusammenarbeit und den Austausch sieht Luzia Ott denn auch als einen der wichtigsten Komponenten für einen gelungenen TIK-Unterricht: «Ein enger Kontakt innerhalb des TIK-Teams und mit den Lehrpersonen aus der Regelschule hilft, die Herausforderungen des Schulalltags zu meistern und herauszufiltern, wo die Schülerin oder der Schüler unterstützt werden kann.» Es ist ein Geben und Nehmen, eine Wechselwirkung und ein Immer-im-Austausch-bleiben. «Gleichzeitig versuchen wir, die Regelklassen-Lehrperson zu unterstützen, indem zum Beispiel bei Ausflügen jemand aus unserem Team die TIK-Schüler begleiten,» gibt Luzia Ott zu ver­stehen. So individuell mit den TIK-Kindern gearbeitet wird, so anspruchsvoll ist der Schulalltag auch in anderer Hinsicht. Für jedes Kind wird für die Hauptfächer ein individuelles Programm erstellt, das sich am Lehrplan 21 orientiert. Mit dem Klassenrat wird zudem ein Gefäss angeboten, in dem Fragen und Probleme gemeinsam geklärt werden können. Da dürfen auch Fragen Platz haben wie «Weshalb höre ich nicht gut?» oder «Was bedeutet Freundschaft?». Damit soll die Gemeinschaft gefördert und die eigenen Aspekte dürfen eingebracht werden. Stichwort Inklusion: Was fördert das Miteinander? Für Luzia Ott ist klar: «Wenn Kinder mehr über Hörbeeinträchtigungen wissen, werden sie darauf sensibilisiert. Das fördert das gegenseitige Verständnis.» Mit 1 - 2 sogenannten Empathie-Lektionen pro Jahr in den Regelklassen wird dies intensiviert.
Gelungenes Schulmodell
Wird Luzia Ott gefragt, was sie im Schulalltag per sofort ändern würde, wenn sie könnte, ist sie um keine Antwort verlegen: «Weniger Administration und mehr Zeit für die Arbeit mit dem Kind.» Sie sagt jedoch mit Nachdruck: «Die TIK finde ich ein überaus gelungenes Schulmodell!»
Beeindruckt ist die TIK-Lehrerin immer wieder von der engen Beziehung mit den TIK-Kindern sowie vom vertrauensvollen Austausch mit den Eltern. «Ein Mädchen, das bei uns 7 Jahre lang die TIK-Klasse besucht hat, tritt nun in die Oberstufe über», sinniert Luzia Ott. «Wir haben sie durch so viele Phasen begleitet – jetzt heisst es loslassen. Ich werde sie vermissen mit ihrer positiven Art.»
«Gemeinsam miteinander und voneinander lernen - damit gelingt der Schulalltag.»

Luzia OttKlassenlehrperson TIK Zürich