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22.05.2025

Audiopädagogischer Dienst Integration

Gelassen bleiben, wenn nicht alles gelingt. Zufrieden sein mit dem Resultat, auch wenn die Küche nach dem Backen etwas schokoladenfleckig aussieht. Durchsetzungsvermögen, Ehrgeiz und Freude sind die guten Wegbegleiter. 

Ge­las­sen etwas ent­ste­hen las­sen

In der Ferienzeit wird die Flexibilität von uns Schulischen Audiopä­dago­ginnen und Audiopädagogen herausgefordert. In den ver­schie­denen Gemeinden sind die Sportferien zeitlich versetzt, und wir versuchen, nicht zu viele Ausfälle von Lektionen zu generieren. Wie willkommen ist es da, wenn wir zu Hause arbeiten dürfen und den Inhalt der häuslichen Umgebung anpassen können.

Auf Hearit ist Verlass
Nia, eine siebenjährige Erstklässlerin mit CI, erwartet den Stoffha­sen Hearit und mich bereits freudestrahlend. Der Stoffhase hat grosse Ohren und trägt auch Hörhilfen. Er ist immer in meiner Tasche dabei und bei jüngeren Kindern ein verlässlicher Türöffner. Dank ihm können Interaktionsmuster spielerisch nachempfunden werden; er ermutigt im Umgang mit Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen. Ihm gegenüber ist Nia die Grosse, erklärt ihm beispiels­weise, wie sie rechnet und liest und zeigt dabei ihre metakom­munika­tiven Fähigkeiten.

Symbole als Orientierung
Heute wollen wir Schokoladenkuchen backen! Wir stehen – zusam­men mit Hearit – in der Küche und sind startbereit. Nia ist dabei, Buchstaben zu Wörtern zu formen. Etliche Begriffe sind ihr noch nicht bekannt. Eine ideale Zeit, um mit unterstützter Kommu­ni­kation (Metacom) auch im schulischen audiopädagogischen Bereich zu beginnen. Den Ablauf des Rezeptes kann Nia dank den Symbo­len genau nachvollziehen. Sie spricht mit sich selbst, was sie als nächstes tun wird. Das Interesse an den Symbolen, für welche sie noch keine Wörter hat, ist gross. Aha, Schwingbesen heisst das als nächstes benötigte Küchenwerkzeug. Die Symbole schenken Nia visuelle Orientierung und Sicherheit und lenken ihren Fokus trotz freudiger innerer Unruhe immer wieder auf die anstehende Hand­lung. Das erste Mal ein Eigelb vom Eiweiss trennen! Wir feiern den Erfolg, auch wenn etwas viel vom Eigelb in das Eiweiss gelangt ist. Als es zu laut wird, nimmt Hearit die Batterien aus seinen Hörgerä­ten. Natürlich wollen wir, dass er wieder mitmacht, und wir dämp­fen unsere Stimmen. Auch Noe, Nias älterer Bruder, schaut vorbei und unterstützt uns. 

nicht perfekt ist auch noch gut genug
Bald ist die Teigmasse fertig und der Kuchen kann in den Ofen. Bis dieser fertig gebacken ist, spielen wir ein Spiel. So viel gibt es hier an Interaktionen zu sehen: Nias Ehrgeiz, ihr Durchsetzungsver­mö­gen, ihr Durchhaltewille – auf die können wir später im schulischen Kontext wieder zurückgreifen. Der Timer auf dem Handy klingelt; der Kuchen ist fertig. Aber – oh weh – er ist eine flüssige Schokola­den­sauce geblieben. Es war wohl doch etwas viel Eigelb in der Eischneemasse gelandet…

Erstaunt, aber gelassen stellen wir fest: Auch ein flüssiger Kuchen schmeckt prima. Und: Der Weg dahin war das Ziel.

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Nia hat alles im Griff!

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Mit unterstützter Kommunikation (Metacom) werden die Abläufe visuell dargestellt

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Teigmasse degustieren ist wichtig!

Bild Hearit

Hearit hört immer zu

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Gemeinsam noch den Kuchen dekorieren - und fertig ist der süsse Zauber!

«ge­las­sen gehen las­sen und stau­nen, was ent­steht.»

Portraitbild Scheffrahn Kristina

Kristina Scheffrahn
Schulische Audiopädagogin